IndustriAll Global

„Gerechte Transformation gibt es nur mit Gewerkschaften“

Wichtiger Austausch auf internationaler Ebene: Bei der Halbzeitkonferenz von IndustriALL Global Union in Kapstadt diskutierte auch eine IGBCE-Delegation mit. Unter anderem ging es um das Thema gerechte Transformation.

Michael Vassiliadis sprach als Präsident von IndustriAll Global

Michael Vassiliadis sprach als Präsident von IndustriAll Europe über die Priorisierung der Föderationen.

Foto: © Hannes Hauke Kühn/IndustriAll Global

Wie kann die weltweit wachsende Ungleichheit bekämpft, wie kann die Zukunft gerecht gestaltet werden? Auf der Halbzeitkonferenz der IndustriALL Global Union, dem globalen Dachverband der Industriegewerkschaften, vom 20. bis 22. Juni in Kapstadt standen schwergewichtige Themen auf der Agenda. Auch die IGBCE war mit einer sechsköpfigen Delegation um den Vorsitzenden Michael Vassiliadis vor Ort. Die Gruppe konnte sich in vielen bilateralen Treffen über die Prioritäten und Schwerpunkte internationaler Gewerkschaftsarbeit sowie Kooperationsmöglichkeiten in Südafrika und auf dem Kontinent austauschen.

Bei der Konferenz, welche zur Mitte des Mandatszeitraumes abgehalten wurde, ging es vor allem um vier Themenfelder:

  • Bekämpfung der weltweit wachsenden Ungleichheit
  • Aufbau gewerkschaftlicher Macht durch Organisierung
  • Strategien und Maßnahmen gegenüber Unternehmen & Marken
  • Gestaltung unserer Zukunft durch einen gerechten Übergang

Für die IGBCE standen unter anderem die gerechte Transformation der Industrie sowie die Auseinandersetzung mit Lieferkettengesetzgebung im Fokus. Die Erfahrungen aus dem deutschen Kohleausstieg stießen auf großes Interesse in der internationalen Gewerkschaftsbewegung. IGBCE-Chef Michael Vassiliadis machte bei seiner Präsentation und Panel-Diskussion zur Kooperation mit der Kolumbianischen Sintracarbon daher deutlich: „Egal wo auf der Welt: Eine gerechte Transformation gibt es nur mit den Beschäftigten und ihren Gewerkschaften! Deshalb unterstützen wir unsere Schwestergewerkschaften beim Aufbau eines sozialen Dialogs mit unseren Erfahrungen.“

Alexander Bercht, ab dem 1. September Vorstandsmitglied der IGBCE, begleitete die Debatte zu Aktivitäten gegenüber multinationalen Konzernen. Mit der Einführung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes und vor dem Hintergrund einer europäischen Gesetzgebung gelte es neu zu definieren, wie in multinationalen Konzernen im Zuständigkeitsbereich der IGBCE Gewerkschaftsmacht ausgebaut und die Anwendung der Gesetzgebungen umgesetzt werden kann. Die Erwartungshaltungen insbesondere im globalen Süden sind hoch und die Gesetzgebungen werden hier als Chance gesehen, Konzerne mehr als bisher in die Verantwortung zu nehmen. Nach nunmehr sechs Monaten deutscher Gesetzgebung steht man allerdings erst am Anfang: Die IGBCE wird die Umsetzung über die Wirtschaftsausschüsse und in den Aufsichtsräten begleiten und aus den Erfahrungen Rückschlüsse für die weitere Arbeit ziehen.

Auch auf den Konferenzen der Frauen und der Jugend war die IGBCE beteiligt. So verdeutlichte Stephanie Albrecht-Suliak, Abteilungsleiterin Politik und internationales: „Für unseren Kampf um eine geschlechtergerechte Gewerkschaft müssen wir auch die Männer gewinnen und einladen, den Kulturwandel mitzugestalten. Das Ziel sind klare Veränderungen, insbesondere auch in der Repräsentation von Frauen in der Mitgliedschaft und im Ehren- und Hauptamt. “

Hannes Hauke Kühn, internationaler Sekretär der IGBCE, nahm zudem an der ersten Jugendkonferenz in der Geschichte von IndustriALL Global Union teil, auf der die Jugend ihre Beteiligungsrechte für einen gerechte Transformation in der Gewerkschaftsbewegung einforderte. Diese sollen in den kommenden zwei Jahren konkretisiert werden.

Begleitet wurde die Konferenz durch ein vielseitiges Gesprächsprogramm der Friedrich- Ebert-Stiftung in Südafrika und Treffen mit dem südafrikanischen Gewerkschaftsbund COSATU, der Bergarbeitergewerkschaft NUM sowie vielen bilateralen Treffen mit Gewerkschaftsvertreter*innen des afrikanischen Kontinents. Einigkeit bestand darüber, dass die Perspektive der Gewerkschaften sowie die realpolitischen Auswirkungen im globalen Süden und auf dem afrikanischen Kontinent in den deutschen und europäischen Diskussionen um Klimaneutralität, Wettbewerbsfähigkeit und die Just Transition (gerechte Transformation) auch Berücksichtigung finden müssen.

Bereits auf der Sitzung des Exekutivausschusses von IndustriALL Global Union vor Beginn der Konferenz wurde die Ausrichtung des regulären Kongresses im Jahr 2025 in Sydney beschlossen. In Nachbereitung der Halbzeitkonferenz und um die Schwerpunkte für 2025 zu definieren wird eine Arbeitsgruppe nun Vorschläge erarbeiten. Auch hier ist die IGBCE beteiligt.