Tarifaktionen bei Labordienstleister Synlab

„Der Frust ist groß“

An den drei Synlab-Standorten in Weiden, Leinfelden und Eppelheim haben die Beschäftigten bei Tarifaktionen ihrem Ärger Luft gemacht. Die deutschlandweit 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den medizinischen Versorgungszentren des Labordienstleisters fordern angesichts der Erhöhung des Mindestlohns zum 1. Oktober die Anpassung der Synlab-Entgeltgitter. Morgen gehen die Gespräche mit den Arbeitgebern weiter.

Tarifaktion Synlab

Tarifaktion bei Synlab in Weiden. 

Foto: © IGBCE

Die geplante Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde wirkt sich auf die Entgelttabelle des Labordienstleisters aus. Sie bedeutet, dass Beschäftigte in den Entgeltgruppen A bis C (Anfangssatz) unter die Mindestlohnregelung fallen. Wird die Tabellenstruktur nicht angepasst, führt das dazu, dass beispielsweise medizinische Fachangestellten (MFAs), die eine mehrjährige Ausbildung absolviert haben, genauso viel verdienen wie Beschäftigte in den Entgeltgruppen A und B, bei deren Tätigkeit eine Anlernzeit von bis zu drei Monaten vorausgesetzt wird.

„Das ist eine Ungerechtigkeit, die wir nicht akzeptieren werden“, betont IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters. Bisher ist es der IGBCE jedoch nicht gelungen, mit der Arbeitgeberseite eine Einigung zu erzielen. Trotz Vorschlägen der Tarifkommission, wie man die Problematik lösen kann, sehe der Arbeitgeber keinen Bedarf die Entgelttabelle neu zu gestalten.

Um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, kamen die Beschäftigten am vergangenen Montag und Mittwoch unter dem Motto „Wir lassen uns die Butter nicht vom Brot nehmen!“ zu Tarifaktionen zusammen.      Welters betont: „Der Frust ist groß.“ Die Belastungen für die Beschäftigten seien seit Monaten extrem hoch. „Und das Zerren um eine faire Entgelttabelle, die den künftigen Mindestlohn von 12 Euro berücksichtigt, ist nicht nachvollziehbar.“  Wettbewerber hätten das Thema in drei Wochen erfolgreich verhandelt und dort stiegen die Einkommen der MFAs, medizinisch-technischen Assistenten (MTA) und Fach-MTAs um bis zu 10 Prozent im Durchschnitt.

Auch das IGBCE-Angebot, über eine Vereinheitlichung der Manteltarifverträge der verschiedenen Standorte zu sprechen, blieb bisher ohne ausreichende Antwort durch den Arbeitgeber. Es ist nämlich so, dass mehrere Manteltarifverträge für die Beschäftigten zu Unterschieden zwischen den Standorten bei der Schichtzulage, den Urlaubstagen, dem zusätzlichen Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie der wöchentlichen Arbeitszeit führen – trotz gleichem Arbeitgeber. Die IGBCE hat nun deshalb die einzelnen Manteltarifverträge zum Jahresende gekündigt.

Auch im medizinischen Versorgungszentrum in Leverkusen wurden die Beschäftigten laut. Sie fordern einen Entgelttarifvertrag. Denn bisher hat der Standort noch keinen.

Die Synlab-Beschäftigten in den medizinischen Versorgungszentren sind in der Labordiagnostik tätig und werten zum Beispiel Proben aus Krankenhäusern oder Coronatests aus.

Am 28. Juli werden die Verhandlungen über die Gestaltung der Entgelttabelle fortgesetzt.

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Foto: © Maksim Toome/ IG BCE / Colourbox
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Tarifeinigung bei Synlab

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